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Fällanden
27.06.2024

Seegräbner erreichen Spendenziel von 50'000 Franken

Rainer Züst mit seiner Partnerin und den beiden Hunden bei der Ankunft in Perranporth.
Rainer Züst mit seiner Partnerin und den beiden Hunden bei der Ankunft in Perranporth. Bild: walkingforshortlives
Rainer Züst und seine Partnerin sind diesen Frühling mit ihren beiden Hunden und einem vollbepackten Buggy von Seegräben ZH nach England an die Atlantikküste von Cornwall gelaufen. Das ambitiöses Spendenziel für das Flamingo Kinderhospiz haben sie ebenfalls erreicht.

Bis anhin wurden über 50'000 Franken für das Flamingo Kinderhospiz in Fällanden gesammelt – das erste Kinderhospiz im Grossraum Zürich überhaupt. Dies vor allem dank einer Crowdfunding-Aktion.

Nach 69 Tagen am Ziel…

Zwei Seegräbner im Alter von 65 und 60 Jahren waren pro Tag durchschnittlich über 5,5 Stunden unterwegs, respektive sind ca. 24 km weit gelaufen und dies bei jedem Wetter. Als Lastesel verwendeten die beiden einen umgebauten Baby-Jogger-Stroller aus den 90er Jahren. «Netti», eine ältere Jack-Russell-Dame, konnte so rund die halbe Strecke bequem im Buggy mitfahren. Und das Spezialfutter für Leo, ein als Therapiehund ausgebildeter Appenzeller-Mischling, konnte so einfach über längere Strecken transportiert werden. Mit weiteren Utensilien wie Kleidern, Necessaire, Notfallset, Ersatzschuhen, Regenschutz, Notebook, Fotoapparat, Wanderkarten sowie Getränke und etwas zu essen, wog der Buggy im Schnitt rund 40 kg. Die längste Tagesetappe betrug 31 km. Die Etappe mit den meisten Höhenmetern war in Dorset mit total 580 Höhenmetern und einer Distanz von 25 km.

In rund 400 Stunden sind die beiden durch drei Länder gelaufen. Am Dienstag, 4. Juni 2024 sind sie nach 69 Tagen in Perranporth an der Atlantikküste angekommen; zwei Wochen früher als geplant. Sie waren gut vorbereitet. Die Kondition oder das Material waren nie ein Problem. Eine eher unerwartete Herausforderung war jedoch die Planung der einzelnen Etappen in Abhängigkeit von verfügbaren Unterkünften, welche zwei Hunde akzeptierten. Was in der Schweiz einfach begonnen hat, wurde spätestens ab Burgund und der Champagne zu einem echten Problem.

Herzensprojekt «Kinderhospiz»

In der Schweiz gibt es nach aktuellen Untersuchungen rund 10'000 Kinder und Jugendliche, welche lebenslimitierend erkrankt sind, nicht 18 Jahre alt werden und auf Palliativ-Care angewiesen sind. Diese Familien benötigen zusätzliche Hilfe. Rainer Züst wollte diese Familien unterstützen und Spenden für das erste Kinderhospiz im Grossraum Zürich sowie für das bestehende Kinderhospiz «Little Harbour» in Cornwall sammeln.

Der Spendenlauf in England für eine englische Institution war ein Glücksfall. Viele Engländer kannten den Sinn und Zweck von Kinderhospizen, teilweise aus dem eigenen familiären Umfeld mit lebenslimitierend erkrankten Kindern. Kinderhospize in England sind eine bekannte und geschätzte Institution. Entsprechend bewegend waren die Gespräche. Die zwei Seegräbner haben als «englische Spendenläufer» auch noch das Kinderhospiz «Little Harbour» in St Austell / Cornwall besuchen dürfen. Das Kinderhospiz «Little Harbour» war gar nicht so klein, wie zunächst vermutet. Es umfasst einen modernen Gebäudekomplex auf einem knapp 4 ha grossen Grundstück, das von einem lokalen Farmer gespendet wurde. «Little Harbour» unterstützt derzeit mehr als 130 Kinder, Jugendliche und Familien aus ganz Cornwall und Plymouth. Hier können sich die betroffenen Familien ausruhen, wertvolle Zeit miteinander verbringen und besondere Erinnerungen schaffen - und dies bei fachkundiger medizinischer Betreuung. Der Betrieb des Hospizes kostet rund 3 Millionen Pfund pro Jahr. 90 % davon sind Spenden sowie Fundraising in der lokalen und regionalen Gemeinschaft. Das Kinderhospiz «Little Harbour» ist eines von über 50 Kinderhospizen auf der britischen Insel.

Flamingo Kinderhospiz

Die Stiftung Kinderhospiz Schweiz realisiert derzeit ihren ersten Standort in Fällanden am Greifensee. Es wird die erste Einrichtung dieser Art im Grossraum Zürich sein. Lebenslimitierend erkrankte Kinder und Jugendliche, ihre nächsten Bezugspersonen und Geschwister können sich hier erholen und neue Kräfte sammeln. Nach ihrem vorübergehenden Aufenthalt werden sie gestärkt in den fordernden Alltag zurückkehren können. Das «Flamingo Kinderhospiz» wird wertvolle Dienstleistungen in einem eigens dafür gebauten Haus in einem naturnahen Erholungsgebiet anbieten. Das «Flamingo Kinderhospiz» wird aktuell gebaut. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2025 geplant.

Erfolgreiche Crowdfunding-Aktion

Der Gewerbeverein Aathal-Seegräben hat den Spendenlauf von ihrem Mitglied Rainer Züst via einem Crowdfunding unterstützt. Das Spendenziel dieser Crowdfunding-Aktion war mit mindestens 50'000 Franken sehr ambitiös. Dieses Ziel wurde jedoch dank vieler kleiner und grossen Spenden bereits Mitte Juni erreicht. Mehr als 30'000 Franken sind Direktspenden plus Spenden via Twint. Die Crowdfunding-Aktion läuft noch bis am Sonntag, 7. Juli 2024. Mit dem Spendenlauf konnten viele Personen für das Thema und vor allem für die Notwendigkeit von Kinderhospizen in der Schweiz sensibilisiert werden.

www.lokalhelden.ch/walkingforshortlives

Zürioberland24/mb