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Maur
27.09.2024
21.10.2024 09:42 Uhr

Star im Dorf: Von Ebmatingen in die Champions League

Torwart-Trainer mit Meisterbuch: Christoph Born freut sich auf weitere Erfolgskapitel mit YB.
Torwart-Trainer mit Meisterbuch: Christoph Born freut sich auf weitere Erfolgskapitel mit YB. Bild: tre
Christoph Born lebt seit 2010 in Ebmatingen und ist seit drei Jahren Goalietrainer der Young Boys. Der 50-Jährige über seinen Job, die Fussball-Champions-League und die Bedeutung der Familie.

Wie kommt ein Einwohner von Ebmatingen zum Job des Goalietrainers von YB?

Ich habe 2009 als Goaliecoach von GC angefangen. Eines Tages bin ich vom damaligen YB-Sportchef Christoph Spycher kontaktiert worden, ob ich mir diesen Job bei den Bernern ab der Saison 2021/22 vorstellen könnte. Ich habe zugesagt. Die ganze Angelegenheit ist relativ einfach verlaufen.

Wie lange läuft Ihr Vertrag noch?

Der Vertrag läuft bis zum Saisonende 2025/26. Bei welchen Klubs haben Sie als Aktiver gespielt? Ich bin nie Profi-Torhüter gewesen, habe es aber als Aktiver bis in die 1. Liga geschafft. Zehn Jahre lang habe ich das Tor des FC Tuggen gehütet. 

Und wo sind Sie aufgewachsen?

Im Zürcher Quartier Schwamendingen. Später zogen wir nach Hinteregg um, wo ich die Primarschule bis und mit der ersten Sek besuchte. Dann wohnte ich in Rüti und Egg. Seit 14 Jahren leben wir nun in Ebmatingen. Die ganze Familie fühlt sich in der Gemeinde Maur sehr wohl, wir sind hier verankert. Es hat nie einen Grund gegeben, von hier wegzuziehen.

Wie fahren Sie nach Bern?

Es wäre Harakiri, wenn ich stets das Auto benutzen würde. Ich pendle werktags mit dem ÖV. Ich nehme also in Ebmatingen den Bus zum Klusplatz, dann das Tram zum HB und schliesslich den Zug nach Bern. Das ist meistens früh am Morgen. An Wochenenden kann es vorkommen, dass ich das Auto benutze. Wenn der Spielplan intensiv ist, übernachte ich in Bern.

Gibt es keine dummen Sprüche, wenn Sie mit Ihrem Auto in YB-Klubfarben durch FCZ- oder GC-Territorium fahren?

Nein, weder ich noch meine Frau Sabina, die gelegentlich den Wagen fährt, haben diesbezüglich Probleme gehabt.

Sie sind verheiratet und haben zwei Töchter im Teenageralter, sind aber beruflich oft abwesend. Wie reagiert Ihre Familie auf Ihren Job?

Als ich als Sportlehrer in den Profifussball wechselte, war es für die ganze Familie eine grosse Umstellung. Mittlerweile hat es sich eingependelt. Ich übe keinen 08/15-Job aus, ich muss ja oft an Wochenenden arbeiten. Inzwischen sind auch meine Frau und meine Töchter YB-Fans geworden und besuchen sehr gerne die Matches. Gewiss, andere Väter haben normalere Arbeitszeiten. Aber eigentlich können wir sehr oft zusammen das Abendessen geniessen.

Würden Sie Ihr Know-how dem FC Maur zur Verfügung stellen?

Wegen der beruflichen Auslastung ist das derzeit nicht möglich. Aber vielleicht ist das später einmal denkbar.

YB darf in der Königsklasse ran und trifft auf prominente Gegner wie Inter oder Barcelona. Ist das auch für den Goalietrainer eine spezielle Genugtuung, im Konzert der Grossen mitzuspielen?

Damit erfüllt sich natürlich ein Traum. Wenn man Profi-Trainer ist, möchte man auch mit den besten Mannschaften mitmischen. Für mich ist es bereits das dritte Mal, dass ich mit YB die Champions League erleben darf. Man fühlt auch einen gewissen Stolz, wenn man den Sprung unter die besten 36 Teams in Europa geschafft hat. Die Teilnahme in der Königsklasse ist aber mit viel Arbeit verbunden, der gesamte Klub ist extrem gefordert. 

Wie reagieren Sie innerlich, wenn der YB-Goalie ein faules Ei kassiert?

Es geht vor allem darum, im Nachhinein die Szene genauestens zu analysieren. Als Coach bin ich immer für die Goalies da und will ihnen Rückhalt geben. Selbst Torhütern, die auf allerhöchstem Niveau spielen, passieren Fehler. In einem solchen Fall bleibt bei mir persönlich nichts hängen. Wir alle sind Profis genug, um mit einem Lapsus umzugehen.

Auf den ersten Blick haben Sie gewisse Ähnlichkeiten mit Trainer-Ikone Pep Guardiola. Hat Sie schon jemand mit «Hallo Pep» begrüsst?

(schmunzelt) Nein, das ist mir noch nie passiert. Aber es ist schon so, dass mit Glatze und Bart gewisse Ähnlichkeiten zu erkennen sind. Es war übrigens sehr schön, dass wir in der letzten Saison gegen Guardiolas Manchester City spielten. Das waren riesige Erlebnisse für uns.

Was wünschen Sie sich für die Young Boys und Ihre Familie?

Die Familie ist immer das Wichtigste und da steht die Gesundheit im Vordergrund. Diesen Aspekt vergisst man oft. Natürlich wünsche ich mir, dass unsere Töchter schulisch und beruflich glücklich werden. Was YB betrifft, ist die Marschroute klar: Wir haben gerade einen Hänger in der Meisterschaft, hoffen aber, dass wir den Tritt wieder finden. Letztlich schafft das Abschneiden in der Super League die Grundlage für eine mögliche Qualifikation in der Champions League. Und dort hoffen wir, dass wir für die eine oder andere Überraschung sorgen können. Aber wir müssen demütig bleiben: Wir treffen auf hochkarätige Gegner.

Dieser Beitrag ist am 27. September 2024 in der «Maurmer Zeitung» erschienen.

«Maurmer Zeitung»/Florian A. Lehmann