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Sport
07.03.2025

Blatter und Platini plädieren auf Freispruch

Rechnet mit einem Freispruch: der frühere Fifa-Präsident Sepp Blatter. (Archivbild)
Rechnet mit einem Freispruch: der frühere Fifa-Präsident Sepp Blatter. (Archivbild) Bild: Markus Arnitz, Linth24
Im Berufungsprozess gegen den Ex-Fifa-Präsidenten Sepp Blatter und den früheren Uefa-Obmann Michel Platini plädieren die Anwälte der Beschuldigten auf Freispruch in ganzer Linie.

«Haarsträubend,» «infame Unterstellungen», «ergebnisorientierte Verdrehung der Tatsachen», «als Beweisantrag verkleidete Stimmungsmache», «freie Erfindung»: So konterte am Betrugsprozess Sepp Blatters Anwalt Lorenz Erni in seinem Plädoyer die Ausführungen der Bundesanwaltschaft vom Vortag. Er verlangte erneut Freispruch auf der ganzen Linie für Blatter.

Nichts Neues

Fazit nach dreieinhalb Prozesstagen: Seit der dreiwöchigen Verhandlung vor dem Bundesstrafgericht im Juli 2022 in Bellinzona kamen weder neue Fakten auf den Tisch noch Zeugen aufs Tapet. Die Rekursverhandlung war eine Wiederholung des Spiels von vor zweieinhalb Jahren.

Mitteilsamer Staatsanwalt

Für gewisse Aufregung sorgte vor allem Staatsanwalt Hildbrand. Er verlangte, einen kürzlich publizierten Artikel der französischen Zeitung «Le Monde» zu den Beweismitteln zu nehmen und den Autor des Artikels, den französischen Journalisten Remi Dupré, als Zeugen zu befragen. Dieser hatte geschrieben, dass die Zahlung von zwei Millionen von der Fifa an Platini laut französischen Untersuchungen womöglich in Zusammenhang mit einem TV-Vertrag stand.

Seine Quellen: Der Walliser Fussball-Napoleon Christian Constantin sowie zwei anonyme Quellen, die von Szenenkennern der Fifa-Medienabteilung und der Entourage des jetzigen Präsidenten Gianni Infantino zugeordnet werden.

Ein Zeitungsartikel als Indiz der Anklage

Dies wiederum brachte Blatters Anwalt Lorenz Erni auf die Palme. Der Journalist sei doch nicht der «Hilfssheriff der Bundesanwaltschaft». Diese sei offensichtlich verzweifelt. Auch Platinis Anwalt sagte, das Manöver zeige vor allem, wie verzweifelt der Staatsanwalt sei, wenn er einen Zeitungsartikel zu Hilfe nehmen müsse.

Blatter selbst nahm den Journalisten, dem er immer grosses Vertrauen entgegengebracht hatte, als «Heckenschützen» wahr.

Keine Befragung des Journalisten

Das Gericht entschied, den Artikel zu den Akten zu nehmen. Auf die vom Staatsanwalt geforderte Befragung des Journalisten Dupré verzichtete er aber.

Wie das Urteil ausfällt, wissen vorderhand nur die Richter. Es ist für den 25. März angekündigt. Doch zwei Punkte sprechen für die Bestätigung des Freispruchs: Neue Tatsachen kamen nicht zum Vorschein. Und das Gericht müsste sehr viel Kreativität entwickeln, um nach dreieinhalb Tagen einen Entscheid umzukippen, der zuvor nach einem rund 20-tägigen Prozess gefällt wurde.

Blatter erschöpft, Platini «voller Wut»

Dennoch: Die Angeklagten waren am Schluss der Verhandlung sichtlich erschöpft. Sepp Blatter verzichtete auf das Recht einer finalen Stellungnahme: «Ich kann nichts mehr sagen, ich bin völlig fertig.» Und Platini schob nach: «Auch ich äussere mich nicht mehr. Nur so viel: Ich bin voller Wut.»

Zürich24/tre