Pfingsten: Fest des Heiligen Geistes
An Pfingsten feiern Christen, dass Gott die Menschen mit heiligem Geist beschenkt. Doch was kann mit heilig gemeint sein?
Was heilig gehalten wird, ist eine Konvention unter Menschen. Das können Orte, Zeiten, Gegenstände oder Verhaltensweisen sein, oder im Fall von Pfingsten eben Geist. Das Gegenstück zu heilig ist profan. Das meint wörtlich: vor dem heiligen Ort (pro fanum).
Profanes ist alltäglich und nicht als etwas Heiliges ausgesondert. Heiliges ist nicht alltäglich. Heiliges ist besonders und nicht selbstverständlich gegeben.
Heiliger Geist, auf diese Weise bedacht, ist also nicht der alltägliche Geist, der zu unserem Menschsein gehört. Dies wird augenfällig anhand der Aufzählung der Wirkungen des heiligen Geistes im Neuen Testament: Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Güte, Rechtschaffenheit, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung (Gal 5,22).
Auch wenn wir uns homo sapiens nennen, die Weisheit des uns innewohnenden Geistes ist nicht heilig. Es ist leider nicht schwierig, Beispiele dafür zu finden.
Wird das Vorzeichen bei der vorgängigen Aufzählung umgekehrt, tragen die Wirkungen des unheiligen Geistes etwa folgende Bezeichnungen: Hass, Leid, Krieg, Getriebenheit, Bosheit, Rechtsverdrehung, Untreue, Härte und Unbeherrschtheit.
Um solche Geistesleistungen zu sehen, müssen wir weder die derzeitige amerikanische Regierung bemühen, noch die Kriegstreiberei im Osten. Der profane, nicht heilige Geist lebt auch an uns. Wirksam als ein nicht gehaltenes Ja oder Nein, ein Verdrehen der Wahrheit zu eigenen Gunsten, ein Schweigen aus Feigheit und ein Schönreden aus Gefallsucht. Unser Antrieb ist profan. Wir brauchen heiligen Geist.
Möge Gott uns viel mehr davon schenken, so dass künftige Generationen einmal kopfschüttelnd auf unsere Zeit zurückschauen und nicht mehr verstehen, wie wir Menschen je soviel Geist- und Wirtschaftskraft für Krieg verschleudert haben.
Andreas Weber, evang.-ref. Pfarrer aus Eglisau