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Natur & Umwelt
31.10.2025

Unsere tierischen Mitbewohner

Kellerasseln, Silberfischchen, Spinnenläufer, Zitterspinnen und Co. sind zu Unrecht unbeliebte Mitbewohner*innen, da sie entgegen der landläufigen Meinung sogar sehr nützlich sind.
Kellerasseln, Silberfischchen, Spinnenläufer, Zitterspinnen und Co. sind zu Unrecht unbeliebte Mitbewohner*innen, da sie entgegen der landläufigen Meinung sogar sehr nützlich sind. Bild: Harald Mark
Auch in der saubersten Wohnung teilen wir unseren Wohnraum unbemerkt mit kleinen tierischen Mitbewohnern – neben Menschen, Haustieren und Pflanzen.

Eine Spinne, die ihr Netz in einer dunklen Zimmerecke baut, ist für viele nicht die angenehmste Vorstellung. Oftmals werden die Achtbeinerinnen von ihren menschlichen Mitbewohnenden einfach entfernt oder, mit etwas Glück, nach draussen befördert. Wie naturschutz.ch schreibt, sind die achtbeinigen Netzbauerinnen, die wir meist als Spinnen bezeichnen, oft verhöhnt – doch nach Angaben des Naturschutzbunds Österreich sind viele Arten an menschliche Behausungen angepasst.

Kulturfolgerinnen

Zitterspinnen (Pholcus sp.) sind beispielsweise typische Kulturfolgerinnen. Sie folgen den Menschen in Siedlungen und sind angepasst an menschliche Nähe. Mit ihren langen und dürren Beinen und dem vergleichsweise kleinen Körper werden sie oft mit Weberknechten verwechselt, gehören aber zu den Webspinnen. Sie haben, im Gegensatz zu den kompakt gebauten Weberknechten, zwei klar voneinander getrennte Körpersegmente und nach vorne gerichtete Augen. Zitterspinnen bauen imposante, etwas unordentlich wirkende Netze, in denen sie eine Vielzahl – meist noch unbeliebterer – Eindringlinge wie Fliegen und Mücken fangen und verzehren.

Auch ihre nahen Verwandten, die Hauswinkelspinnen (Tegenaria domestica) sind Kulturfolgerinnen, die sich in unseren Häusern äusserst wohl fühlen. Sie bauen Deckennetze mit einer typischen trichterförmigen Wohnröhre, von der aus sie auf kleine Gliederfüsser Jagd machen, die unbeabsichtigt in ihre Netze geraten – vorzugsweise werden Asseln, Silberfischchen und Wanzen verspeist. «Sowohl Hauswinkel- als auch Zitterspinnen sind für den Menschen ungefährlich, da sie mit ihren Kieferklauen normalerweise nicht durch menschliche Haut dringen können. Alles in allem sind die oft so verrufenen Spinnentiere nützliche Mitbewohnerinnen, die ungeliebte Plagegeister aus unseren Behausungen fressen», weiss Naturschutzbund-Expertin Carolina Trcka-Rojas.

Spinnenläufer sind imposante Nützlinge

Der Spinnenläufer (Scutigera coleoptrata) auch Spinnenassel genannt, ist weder eine Spinne noch eine Assel: Er gehört zu den Hundertfüssern und ist, trotz seiner vielen langen Beine und seiner imposanten Grösse, für Menschen völlig ungefährlich. Spinnenläufer leben in dunklen Ecken und Ritzen und dürfen sich Nützlinge nennen, da sie mit Vorliebe Gliederfüsser, wie Mücken, Fliegen, Asseln, Silberfische oder Motten verzehren. Erstaunlicherweise stehen selbst ihre eigenen Artgenossen auf ihrem Speiseplan, so naturschutz.ch.

Silberfischchen und Kellerasseln: Das beste Putz-Team

Silberfischchen (Lepisma saccharinum) gehören zu den urtümlichsten Insektengruppen. Die lichtscheuen flügellosen Tierchen halten sich am liebsten in feuchten Ritzen und Spalten auf. Ebenso spannende tierische Zeitgenossen sind Kellerasseln (Porcellio scaber): Sie zählen zu den Krebstieren, sind jedoch die einzigen dieser Gruppe, die vollständig ohne Wasser leben. Konkret gehören sie der wasserunabhängigen Gruppe der Landasseln an. Sowohl Silberfischchen als auch Kellerasseln geniessen nicht den besten Ruf: Oftmals zum schmutzigen Ungeziefer degradiert, beweisen sie erstaunlicherweise sogar das Gegenteil: Sie gehören zu den talentiertesten Putzerinnen.

Die beiden Arten sind in beinahe jeder menschlichen Behausung zu finden – meist so gut versteckt, sodass man sie selten bis gar nie zu Gesicht bekommt. Im Grunde genommen sind sie jedoch äusserst hilfreiche Tierchen, da sie – besonders im Doppelpack – ein unermüdliches Putz-Team sind: Auf dem Speiseplan stehen dabei abgefallene Hautschuppen und Haare, abgestorbene Insekten, Hausstaubmilben wie auch Schimmel. Die «Hinterlassenschaften», die nach dem Schmutzverzehr anfallen, sind vergleichsweise vernachlässigbar.

Kurioserweise ist es genau diese Vorliebe für Schmutz, die den Tierchen ihren schlechten Ruf verpasst hat. «Grundsätzlich sind die beiden Arten jedoch hervorragende Zeiger von Problemen in der Wohnung. Bemerkt man vermehrt Kellerasseln oder Silberfische in Bad, Vorraum oder Keller, weist das auf versteckten Schimmel, starke Feuchtigkeit durch Risse in der Fassade oder Schädlingsbefall hin. Die Tierchen selbst verursachen weder Hausschäden noch verbreiten sie Schimmelpilze – das Gegenteil ist der Fall. Sie pflanzen sich bloss vermehrt fort, je üppiger das Nahrungsangebot ausfällt», so Trcka-Rojas.

Es wird empfiehlt, das Problem zu beheben, indem man das Nahrungsangebot möglichst reduziert, anstatt die unschuldigen Gliederfüsser etwa gar mit Gift zu bekämpfen. Die Population wird sich folgend auf ein typisches Minimalmass einpendeln und weiterhin gewissenhaft den Dreck an besonders schwer erreichbaren Stellen in unseren Behausungen «verputzen».

Zürioberland24/gg