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Natur & Umwelt
29.10.2025
29.10.2025 20:59 Uhr

Fokus Kreislaufwirtschaft am Klimadialog

Am Klimadialog zum Thema Kreislaufwirtschaft diskutierten von links: Regierungspräsident Martin Neukom, Regierungsrätin Jacqueline Fehr, Günther Dobrauz-Saldapenna (Jurist und Venture-Capital-Investor), Moderator Michael Emmenegger, Melanie Haupt (ETH-Dozentin und Geschäftsführerin einer Beratungsfirma) sowie Jörg Kündig, Präsident des Verbands der Zürcher Gemeindepräsidien.
Am Klimadialog zum Thema Kreislaufwirtschaft diskutierten von links: Regierungspräsident Martin Neukom, Regierungsrätin Jacqueline Fehr, Günther Dobrauz-Saldapenna (Jurist und Venture-Capital-Investor), Moderator Michael Emmenegger, Melanie Haupt (ETH-Dozentin und Geschäftsführerin einer Beratungsfirma) sowie Jörg Kündig, Präsident des Verbands der Zürcher Gemeindepräsidien. Bild: Kanton Zürich
Auch der sechste Zürcher Klimadialog war ein Erfolg: Gegen 200 kommunale Exekutivmitglieder sowie kommunale und kantonale Verwaltungsfachleute trafen sich am 28. Oktober 2025 im Zürcher Volkshaus. Der diesjährige Klimadialog beschäftigte sich mit dem Potenzial der Kreislaufwirtschaft.

Regierungsrätin Jacqueline Fehr machte in ihrer Begrüssung Mut: «Die Wende zum Besseren gelingt beim Klima, wenn wir handeln. Wir müssen wollen.» Umso mehr freue sie sich über das grosse Interesse am Klimadialog. Es zeuge von der Ernsthaftigkeit, mit der sich viele Gemeinden dem Klimathema angenommen hätten. Hartnäckig und pragmatisch würden sie daran arbeiten, bei Klimaschutz und Klimaanpassung Schritt für Schritt vorwärtszukommen, so die Vorsteherin der Direktion der Justiz und des Innern.

Wie der Kanton Zürich schreibt, pflegen seit 2020 im Rahmen des Klimadialogs Vertreterinnen und Vertreter von Kanton und Gemeinden den Austausch über Klimafragen und denken gemeinsam über Möglichkeiten der gegenseitigen Unterstützung nach. Der Zürcher Klimadialog ist Teil der Plattform «Gemeinden 2030». Diese wird getragen von der Baudirektion und der Direktion der Justiz und des Innern, vom Verband der Zürcher Gemeindepräsidien, dem Verein Zürcher Gemeindeschreiber und Verwaltungsfachleute (VZGV) sowie dem Verband der Zürcher Schulpräsidien.

Der diesjährige Anlass stand unter dem Motto «Kreislaufwirtschaft – von der Idee zur Aktion». Wie in der Vergangenheit präsentierte der Klimadialog auch dieses Mal möglichst konkrete und anschauliche Zugänge zum Thema.

Seit 2022 Verfassungsauftrag

Der Regierungsrat hat im März 2024 die Strategie zur Kreislaufwirtschaft im Kanton Zürich verabschiedet. Er zeigt damit auf, wie er den kantonalen Verfassungsartikel 106a «Stoffkreisläufe» umsetzen will, den die Zürcher Stimmberechtigten im Herbst 2022 mit grosser Mehrheit angenommen hatten.  

Mit der Strategie setzt sich der Kanton Zürich drei Ziele. Er will Rohstoffe, Materialien und Güter schonend und effizient nutzen. Er will mit einer kreislauffähigen Wirtschaft die Wettbewerbsfähigkeit des Kantons erhöhen. Und er will Abfälle vermeiden und saubere Kreisläufe gewährleisten.

Am Klimadialog führten Regierungspräsident Martin Neukom und Balthasar Thalmann, Abteilungsleiter Abfallwirtschaft und Betriebe in der Baudirektion, mit einem Inputreferat in die Strategie ein. «Wir haben im Kanton Zürich eine sehr gute Ausgangslage, um bei der Kreislaufwirtschaft vorwärtszukommen», sagte Martin Neukom. Kanton und Gemeinden hätten als Basis für ihre Bemühungen den Verfassungsartikel, zudem verfüge Zürich über ausgezeichnete Hochschulen und eine innovative Industrie.

Grosse Wirkung

Anhand von Kurzreferaten und Workshops konnten sich die Teilnehmenden vertieft über die vier Schlüsselbereiche der Kreislaufwirtschaft informieren, nämlich die Bau- und Immobilienwirtschaft, den Bereich Innovation und Beschaffung, die Abfall- und Ressourcenwirtschaft sowie das Thema Information und Sensibilisierung der Bevölkerung.

Es war eindrücklich zu sehen, wo und wie sich mit vergleichsweise einfachen Massnahmen Wirkung erzielen lässt. So präsentierte die Stadt Zürich, wie sie im Rahmen von Ausschreibungen die Innovation fördert und so die Kreislaufwirtschaft unterstützt. Die Stadt Winterthur berichtete von ihren Bemühungen, die Sensibilisierung der Bevölkerung für Stoffkreisläufe zu fördern. Das kantonale Hochbauamt führte aus, wo und wie sich beim Bauen bereits bestehende Bauteile wiederverwenden lassen.

Und Mitarbeitende der Stadt Zug sowie des Zuger Abfall-Zweckverbands berichteten über den «Ökihof» der Stadt Zug: Bei diesem handelt es sich um eine Entsorgungsanlage, die nicht nur eine klassische Sammelstelle ist, sondern auch noch ein Brockenhaus, ein Repair-Café, einen Bauteile-Secondhand-Laden und weitere Dienstleistungen umfasst. Die Konzentration der verschiedenen Angebote an einem Ort führt dazu, dass Kreislauf-konformes Verhalten ohne Zusatzaufwand möglich wird.

In vier Workshops wurden die wichtigsten Bereiche der Kreislaufwirtschaft vorgestellt und zur Diskussion gestellt. Bild: Kanton Zürich

Zuversichtliches Fazit

Im abschliessenden Panelgespräch zogen der Venture-Capital-Investor und Autor Günther Dobrauz-Saldapenna sowie die ETH-Dozentin und Geschäftsführerin einer Beratungsfirma Melanie Haupt – beide in unterschiedlichen Bereichen mit Kreislaufwirtschaft beschäftigt – ein zuversichtliches Fazit. Er sei beeindruckt, wie sich in Zürich Kanton und Gemeinden in der Kreislaufwirtschaft engagieren würden, so Günther Dobrauz-Saldapenna.

Im internationalen Vergleich sei Zürich «weit vorne». Er pflichtete Melanie Haupt bei, die dazu aufrief, früh und intensiv den Austausch zu pflegen: «Nachhaltige Kreislaufwirtschaft funktioniert, wenn bei einer Projektentwicklung schon ganz zu Beginn alle Akteure zusammenkommen, eine gemeinsame Sprache suchen und miteinander nach Lösungen suchen.»

Mit Blick auf die Gemeinden betonte der Präsident des Verbands der Gemeindepräsidien, Jörg Kündig, ebenfalls die Bedeutung des Dialogs. Zusammenarbeit sei wichtig – auch, aber nicht nur bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft. Kündig würdigte das Wirken der Arbeitsgruppen, die im Rahmen des Klimadialogs entstanden sind und sich zum Teil bereits seit mehreren Jahren mit jenen Klimathemen befassen, die für die Gemeinden besonders dringend sind, etwa mit dem Ausbau der Elektromobilität oder dem Thema Wärmeverbünde und Gasnetz.

Nun haben die Arbeitsgruppen ihre Erkenntnisse zusammengetragen und auf der Website des Klimadialogs publiziert. Für Jörg Kündig ein gelungenes Beispiel, wie Gemeinden sich gegenseitig unterstützen und auf unkomplizierte Weise dafür sorgen können, dass sich Erfahrungswissen verbreitet und allen Interessierten zugänglich wird.

Zürioberland24/gg