Kommentar von Barbara Tudor, Verlegerin
Die aktuellen Entwicklungen in der Gemeinde Maur rund um die Dorfzeitung «Maurmer Post» sind bedauerlich. Es gibt nur Verlierer.
Die Dorfzeitung, die es seit bald 50 Jahren gibt, ist in der Bevölkerung beliebt. An ihr hängen viele Emotionen, es ist sozusagen die letzte Publikation «aus dem Dorf». Entsprechend will man sie nicht loslassen und schon gar nicht in «fremde» Hände geben. Es wird deutlich, wie wichtig der Lokaljournalismus ist und wie emotional die Menschen mit einer Dorfzeitung verbunden sind. Die Lokalzeitungen werden zwar oft als «Chäsblatt» abgetan, sind für den Dialog in einer Gemeinde, das Zusammengehörigkeitsgefühl und auch die Identität enorm wichtig und wertvoll.
Gegensätzliche Bedürfnisse treffen aufeinander
In Maur bezahlt die Gemeinde jährlich über 250'000 Franken, damit die Maurmer Post herauskommt. Die Redaktoren und freien Mitarbeitenden beziehen ihren Lohn von der Gemeinde. Eine von der Gemeinde eingesetzte «Kommission Maurmer Post» hat in Maur die redaktionelle Hoheit, verantwortet also den Inhalt der Zeitung.
Solange man sich redaktionell in seichten Gewässern bewegt und vor allem die schönen Themen einer Gemeinde in den Vordergrund stellt, mag das so funktionieren. Was aber, wenn die Redaktion mit Themen konfrontiert wird, welche die Arbeit von Gemeindebehörden und damit die ihres Arbeit- und Lohngebers kritisieren?
Die Gemeinde Maur hat sich zwar lobenswert auf die Fahne geschrieben, dass die Dorfzeitung redaktionell unabhängig sein soll. Doch spätestens seit dem Vorfall im März 2024, als die Redaktion ein heikles Thema aufgriff, bei dem das Maurmer Bauamt indirekt kritisiert wurde, war es vorbei mit der propagierten redaktionellen Freiheit der Dorfzeitung. Der Autor des Artikels wurde kurzerhand freigestellt.
Damit wird deutlich, wie gegensätzlich die Bedürfnisse sind. Die Gemeinde will einerseits über ihre Arbeit berichten und amtliche Publikationen publizieren – sachlich und unaufgeregt. Die Redaktion möchte das Dorfleben widerspiegeln und den Puls der Bevölkerung, der Parteien und anderer Anspruchsgruppen wiedergeben. Und der schlägt nicht immer zugunsten der Gemeindebehörden. In einer gut gemachten Dorfzeitung muss und kann beides Platz haben.