In den letzten Wochen schlug die kleine Dorfzeitung Maurmer Post grosse Wellen. Wegen eines kritischen Artikels um den Mordfall im Sponstürli, bei dem das Bauamt der Gemeinde Maur von der Angehörigen des Mordopfers kritisiert wurde, wurde der zuständige Redaktor, Christoph Lehmann, umgehend freigestellt.
Schon vorher muss es bei der Maurmer Post gebrodelt haben. Der Chefredaktor Thomas Renggli war zum Zeitpunkt der Freistellung wegen Mobbing am Arbeitsplatz krankgeschrieben und arbeitet mittlerweile auch nicht mehr für die Dorfzeitung (wir berichteten).
«Übersteigt meine dunkelsten Fantasien»
Nun wendet sich der ehemalige Chefredaktor Thomas Renggli am 12. April 2024 mit einem Flugblatt direkt an die Maurmer Bevölkerung. Darin kommen auch der freigestellte Redaktor Lehmann sowie verschiedene Maurmerinnen und Maurmer zu Wort.
Journalist Renggli, der selbst seit fast 50 Jahren in Ebmatingen (Gemeinde Maur) wohnt, verantwortete die Maurmer Post 36-mal. Er wurde am 1. Mai 2023 von der Gemeinde als Chefredaktor und Nachfolger von Annette Schär angestellt, nachdem die Gemeindeversammlung im Juni 2023 eine Privatisierung der Dorfzeitung abgelehnt hatte und die Chefredaktoren-Stelle neu besetzt werden musste.
Rengglis Vertrag war zwar befristet bis Ende März 2024, doch er sei von einem längerfristigen Engagement ausgegangen. «Die Gemeinde sagte mir damals, dass die Verlängerung reine Formsache sei», so Renggli gegenüber Zürioberland24.
Im Flugblatt beschreibt Renggli nun, wie er seine Funktion als Chefredaktor sah: «Ich verstand meinen Job als medialer Gemeindeangestellter, als Auftrag für eine professionelle und reflektierende Berichterstattung.» Die mittlerweile zur Stadtgrösse herangewachsene Gemeinde habe eine facettenreiche und pointierte Zeitung verdient. «Schliesslich bewegen uns hier ziemlich exakt jene Themen, die auch kantonal und national den Puls der Öffentlichkeit diktieren.»
Beliebter Dorfjournalist
Obwohl Renggli im Dorf beliebt ist und als Schreiber der Dorfzeitung geschätzt wurde, hat die von der Gemeinde eingesetzte Kommission Maurmer Post ihn Anfang 2024 informiert, dass sein befristeter Vertrag nicht verlängert und die Stelle neu ausgeschrieben werde. Eine Begründung gab es gemäss Renggli keine. Er könne sich ja offiziell auf die Stelle bewerben, habe es von Seiten Kommission geheissen. Das tat Renggli. Und dann kam der besagte Artikel über die Tragödie im Sponstürli …
Renggli spricht im Flugblatt von Mobbing, Illoyalität und Diffamierung. «Was seit Ende Januar im Umfeld der Maurmer Post abging, übersteigt meine dunkelsten Fantasien bei weitem.» Es sei ein ohne Not ausgelöstes Chaos entstanden.