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Maur
12.04.2024
21.10.2024 10:00 Uhr

«Maurmer Post»: Jetzt reden die ehemaligen Redaktoren

Bild: zvg
Der ehemalige Chefredaktor der «Maurmer Post» reagiert mit einem Flugblatt auf die jüngsten Ereignisse bei der Dorfzeitung. Darin kommen auch verschiedene Maurmerinnen und Maurmer zu Wort.

In den letzten Wochen schlug die kleine Dorfzeitung Maurmer Post grosse Wellen. Wegen eines kritischen Artikels um den Mordfall im Sponstürli, bei dem das Bauamt der Gemeinde Maur von der Angehörigen des Mordopfers kritisiert wurde, wurde der zuständige Redaktor, Christoph Lehmann, umgehend freigestellt.

Schon vorher muss es bei der Maurmer Post gebrodelt haben. Der Chefredaktor Thomas Renggli war zum Zeitpunkt der Freistellung wegen Mobbing am Arbeitsplatz krankgeschrieben und arbeitet mittlerweile auch nicht mehr für die Dorfzeitung (wir berichteten).

«Übersteigt meine dunkelsten Fantasien»

Nun wendet sich der ehemalige Chefredaktor Thomas Renggli am 12. April 2024 mit einem Flugblatt direkt an die Maurmer Bevölkerung. Darin kommen auch der freigestellte Redaktor Lehmann sowie verschiedene Maurmerinnen und Maurmer zu Wort.

Journalist Renggli, der selbst seit fast 50 Jahren in Ebmatingen (Gemeinde Maur) wohnt, verantwortete die Maurmer Post 36-mal. Er wurde am 1. Mai 2023 von der Gemeinde als Chefredaktor und Nachfolger von Annette Schär angestellt, nachdem die Gemeindeversammlung im Juni 2023 eine Privatisierung der Dorfzeitung abgelehnt hatte und die Chefredaktoren-Stelle neu besetzt werden musste.

Rengglis Vertrag war zwar befristet bis Ende März 2024, doch er sei von einem längerfristigen Engagement ausgegangen. «Die Gemeinde sagte mir damals, dass die Verlängerung reine Formsache sei», so Renggli gegenüber Zürioberland24.

Im Flugblatt beschreibt Renggli nun, wie er seine Funktion als Chefredaktor sah: «Ich verstand meinen Job als medialer Gemeindeangestellter, als Auftrag für eine professionelle und reflektierende Berichterstattung.» Die mittlerweile zur Stadtgrösse herangewachsene Gemeinde habe eine facettenreiche und pointierte Zeitung verdient. «Schliesslich bewegen uns hier ziemlich exakt jene Themen, die auch kantonal und national den Puls der Öffentlichkeit diktieren.»

Beliebter Dorfjournalist

Obwohl Renggli im Dorf beliebt ist und als Schreiber der Dorfzeitung geschätzt wurde, hat die von der Gemeinde eingesetzte Kommission Maurmer Post ihn Anfang 2024 informiert, dass sein befristeter Vertrag nicht verlängert und die Stelle neu ausgeschrieben werde. Eine Begründung gab es gemäss Renggli keine. Er könne sich ja offiziell auf die Stelle bewerben, habe es von Seiten Kommission geheissen. Das tat Renggli. Und dann kam der besagte Artikel über die Tragödie im Sponstürli …

Renggli spricht im Flugblatt von Mobbing, Illoyalität und Diffamierung. «Was seit Ende Januar im Umfeld der Maurmer Post abging, übersteigt meine dunkelsten Fantasien bei weitem.» Es sei ein ohne Not ausgelöstes Chaos entstanden.

Gemeinderat und Kommission in der Pflicht

Zwei Gastreferenten finden ebenfalls klare Worte an die Adresse des Gemeinderats und der Kommission. Hans Bantli aus Ebmatingen sieht Christoph Lehmann als Bauernopfer. Der Gemeindepräsident und die Kommission würden versuchen, das eigen Versagen unter den Teppich zu kehren. «Der Gemeinderat müsste wegen der Verletzung der Aufsichts- resp. Sorgfaltspflicht die ganze Kommission Maurmer Post oder zumindest deren Präsident entlassen», schreibt der Bürger.

Peter Leutenegger aus Maur kritisiert, dass die Leistungsvereinbarung mit der Kommission Maurmer Post nicht klar formuliert sei und das Verhältnis zwischen Chefredaktion und Kommission nicht sauber geregelt sei. «Sie vermischt Verantwortlichkeiten und Kompetenzen. Die Redaktion trägt keine abschliessende Verantwortung über den publizistischen Inhalt.» Er schliesst mit den Worten: «Es braucht einen Neuanfang, bei der Leistungsvereinbarung und bei der Kommission.»

Renggli auf neuem Kanal

Mit dem Flugblatt und seinen Worten verabschiedet sich Renggli auf seine Weise offiziell als Chefredaktor der Maurmer Post. Gleichzeitig macht er klar, dass er deswegen nicht aufhören werde zu schreiben. Mit dem Flugblatt namens «Muur pur – die Zeitung für Maur» deutet er an, dass aus der «Mini-Zeitung» vielleicht bald etwas Grösseres werden könnte. Das dürfte seine Fangemeinde in Maur freuen, die zahlreich zu sein scheint.

Man wird also weiterhin von Thomas Renggli hören. Nebst seinen verschiedenen Engagements, u.a. als Redaktor bei der Weltwoche und beim Online-Newsportal www.linth24.ch, wird er künftig auch vermehrt für www.zuerioberland24.ch und das soeben neu lancierte Newsportal www.uster24.ch in die Tasten greifen.

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Barbara Tudor